Hurricane Festival 2018: warum dieses Jahr alles anders war (Teil 2)

Der zweite Tag startete für mich relativ früh. Komplett ausgeschlafen machte ich mich gegen 9:30 Uhr auf den Weg zum Supermarkt auf dem sogenannten Playground, um noch einige Dinge einzukaufen, die ich einfach nicht den weiten Weg von Chemnitz nach Scheeßel transportieren wollte. Auf dem Rückweg holte ich mir einen Kaffee und als ich wieder zurück im Camp ankam, waren meine Freunde auch alle schon wach und die nächsten Paar Stunden verbrachten wir alle in unseren Campingstühlen, bevor es gegen Nachmittag wieder auf das Gelände ging. 

Freitag der 22. Juni 2018 - Tag 2 vom Hurricane Festival

Mein zweiter Tag auf dem Hurricane Festival starte etwas früher als der vorherige; nämlich schon um 16 Uhr, mit einem Act, den ich letztes Jahr leider verpasst habe: SXTN. Das Berliner Hip-Hop-Duo hab ich bereits 2017 auf dem Kosmonaut Festival gesehen und hatte mich auch letztes Jahr auf dem Hurricane Festival gefreut, die beiden Berliner Frauen zu sehen, aber leider standen wir damals zu lange am Einlass an. Das sollte mir dieses Jahr nicht passieren. Gemeinsam mit zwei Freunden machte ich mich dieses Mal rechtzeitig auf den Weg und als wir ankamen, lief das Konzert erst wenige Minuten. Wie auch schon letztes Jahr auf dem Kosmonaut war von Minute eins eine absolute Hammer Stimmung auf der Bühne und im Publikum zu sehen, die sofort ansteckte und sogar da ankamen wo wir standen, was relativ weit hinten war. Auch bei uns in der Umgebung sprangen die Leute rum, liefen gemeinsam im Kreis bevor dieser überging in einen Mini-Moshpit. Mit bei mir war eine Freundin, die kein besonders großer SXTN Fan war, doch ich überredete sie, mitzukommen, was sich auch deutlich gelohnt hatte, denn nach dem Konzert kam sie total begeistert von der Show zu mir. SXTN lieben es auf der Bühne zu stehen, zu feiern und nebenbei noch eine Message zu verbreiten. Egal ob Fan oder nicht, bei ihren Konzerten wird jeder zum tanzen gebracht und von der Power der beiden Frauen auf der Bühne angesteckt werden! 

Auch heute stand mir wieder ein Genre-Wechsel nach dem nächsten bevor und das sollte bereits nach dem auspowernden Konzert von SXTN passieren - denn nach deutschem Hip-Hop auf der Blue Stage ging es nun weiter zu Old-School-Disko Sound auf der White Stage; nämlich zu Parcels. Parcels sind eine Band aus Australien, die sich bereits in der Schule als Band zusammenfand. Ich hatte lange nicht mehr in die Musik der fünf Jungs reingehört, doch freute mich trotzdem, als ich ihren Namen auf dem diesjährigen Lineup entdeckte. Gemeinsam mit der Freundin, mit der ich zuvor schon bei SXTN stand machte ich mich auf den Weg zum großen weißen Zelt, etwas weiter hinten auf dem Gelände, denn dort sollte das Konzert um 17 Uhr anfangen. Natürlich kamen wir erst ein wenig später von der Blue Stage wieder, sodass das Konzert bereits in vollem Gange war, als wir ankamen, doch das machte uns beiden nichts aus. Parcels sind keine Band, von der ich jedes Lied von vorne bis hinten komplett mitsingen kann, doch das machte nichts aus. Als wir ankamen standen die fünf Mitglieder der Band auf der Bühne, hinter ihnen hing ein großer glitzernder Vorhang die Wand runter und von oben hinab schienen die Lichter auf sie herauf. Das Licht reflektierte durch das gesamte Zelt und brachte bereits beim Betreten eine gewisse Disko Stimmung auf. Wir stellten uns weiter nach hinten, doch immer noch weit genug nach vorne, um genug von der Bühne zu sehen. Von Anfang an motivierten mich die ruhigen Old-School-Disko Klänge dazu meine Füße zu bewegen und als wir dann unseren endgültigen Platz im Publikum eingenommen hatten, ging der Drang der Bewegung weiter über in den Rest meines Körpers und es machte überhaupt nichts aus, dass ich einen Großteil der Lieder nicht so gut kannte. 

Und so sollte es auch weiter gehen, denn als nächstes standen auf unserem Zeitplan The Kooks - eine Band aus Brighton, im Süden Englands. Die Indie Band gibt es nun schon seit mehr als 10 Jahren und sie sind mit Hits wie "Naive" und "Seaside" eine der bekanntesten Indiepop Bands, die Großbritannien hervorgebracht hat. The Kooks sind jeher eine Band, die ich schon immer einmal live sehen wollte, es jedoch nie geschafft habe; doch das sollte sich nun ändern. Ab 19:30 Uhr machten die Briten die Green Stage unsicher. Das Bühnenset der Band war nicht besonders aufwändig. Hinter der Band hing ein Vorhang auf dem oben links groß "The Kooks" drauf stand. Die vier Jungs auf der Bühne jedoch lieferten von Beginn an eine unglaubliche Show ab. Zwar war der Himmel über uns grau und es wehte ein starker, eisiger Wind umher, doch die positiven Indiepop-Töne ließen ein warmes Sommerfeeling in mir aufkommen. Insgesamt spielte die Band rund 17 Lieder, die die Menge um mich herum zum tanzen und mitsingen brachte. Das Wetter war vergessen und alles was zählte war die Band auf der Bühne und die gute Zeit, die wir alle hatten. Natürlich ließen die Briten es sich nicht nehmen, einige ihrer bekanntesten Lieder in ihr Set mit einzubauen und so brachte "Seaside" kurz vor Ende ein bisschen Ruhe in das Publikum. Ich schloss meine Augen und lies mich von der Musik mitreißen, während ich die Lieder laut in den Himmel schrie. Danach nahm die Show wieder mehr Bewegung an und als The Kooks das letzte Lied, Naive, beendeten, war ich überglücklich, dort gewesen zu sein. Trotz nicht so guten Wetters hatte ich das Gefühl, wir wären mitten im Sommer und die gute Laune war mir definitiv auch anzusehen.

Nun stand wieder ein Genre-Wechsel auf dem Programm, denn nach der britischen Indie-Band kam nun der deutsche Rapper Dendemann. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich hauptsächlich dort war, weil meine gesamte Freundesgruppe sich auf den Weg zur Blue Stage gemacht hatte, wo die Show um 20:45 Uhr beginnen sollte. Während auf der anderen Straßenseite, vor dem Pennymarkt, das Deutschlandspiel übertragen wurde, stellten wir uns mit einem Bier in der Hand dort hin, wo wir bereits bei SXTN einige Stunden vorher standen und guckten uns die Show an. Während der Show, die mich wirklich sehr positiv überrascht hat, ist mir jedoch aufgefallen, dass viele Leute eher abwesend schienen - was aber eventuell daran lag, dass wir relativ weit hinten standen. Meine Freunde jedoch ließen sich den Spaß nicht verderben und tanzten die ganze Zeit mit. Auch ich fing irgendwann an mich zu bewegen und dadurch ab und zu ein paar Tropfen Bier zu verschütten. Kurz danach ging es für einen Song zu den Beginnern, für das Hamburg Feeling, bevor wir uns dann jedoch auf den Weg zum letzten Konzert des Abends machten: Portugal. The Man.

Es war schon relativ spät, als das Konzert begann und ich hatte mich für den Tag schon ziemlich ausgepowert, weshalb wir uns weiter nach hinten an die Bar stellten und die Show von dort aus beobachteten. Die Gruppe hat viel mit Leinwänden, Bildern und Animationen gearbeitet. Das Publikum tanzte wie wild durch die Gegend und irgendwann konnte es auch mich nicht mehr halten und ich lief wie aus dem Nichts in die Menge rein und lies für ein letztes Mal an dem Abend meine gesamte restliche Energie raus. Ab dem Moment habe ich nicht mehr sonderlich viel von der Show mitbekommen, sondern konzentrierte mich einfach auf die Musik. Ich schloss meine Augen und tanzte, bis der letzte Ton aus den Boxen kam, bevor es wieder ins Camp ging. Zurück angekommen, fiel ich auch am zweiten Tag einfach nur tot ins Bett, bzw. ins Zelt.


Freitag der 23. Juni 2018 - der dritte Tag vom Hurricane Festival 2018

Als ich am Sonntag aufwachte wusste ich, dass der Sonntag für mich der beste und vor allem aufregendste Tag vom Hurricane Festival 2018 werden würde - denn am Sonntag würden nicht nur die Arctic Monkeys, eine meiner absoluten Lieblingsbands auf der Bühne stehen, sondern auch ich. Also packte ich meine Sachen und machte mich auf den Weg zu den Duschen. Als ich zurück kam waren die meisten Leute in meinem Camp bereits wach. Wir frühstückten gemeinsam und gegen 13 Uhr machten sich die ersten auf den Weg zum Festivalgelände.

Auch ich hatte noch einige Zeit, bis es für mich hieß: Stagetime - also ließ ich es mir nicht nehmen um 13:45 Uhr Richtung White Stage zu gehen und mir Drangsal anzugucken. Als ich ankam hatte die Show bereits angefangen und ich lief in das dunkle Zelt hinein - hinein in den Charme der 80er Jahre. Harmonische Melodien, Synthies und der Ton von einem Schlagzeug empfingen mich und verschönerten mir den doch eher trägen und grauen Morgen vom letzten Tag meines Lieblingsfestivals. Erst vor kurzem ist das neue Drangsal Album erschienen, welches mich total in seinen Bann gezogen hat und das sollte nicht das Einzige bleiben. Bereits als ich Richtung Bühne lief zogen sich die soundmäßig etwas erneuerten New Wave Töne durch meinen Körper und ich wollte unbedingt tanzen, also ließ ich es mir nicht nehmen mich hinzustellen und alleine durch das Zelt zu tanzen. Das Bühnenbild war relativ einfach aufgebaut und hinten über der Band leuchtete ein großes Z auf als Symbol für das neue Album "Zores". Die Show schien von vorne bis hinten durchdacht gewesen zu sein und es war zu schön um wahr zu sein. Ich fühlte mich in eine andere Zeit zurückversetzt, in der es nicht darum ging, bei Konzerten die besten Videos und Fotos zu machen, sondern den Moment zu leben und sich von nichts aus der Ruhe bringen zu lassen. Um mich herum sangen alle lauthals mit und tanzten, als wenn es kein Morgen gäbe. Obwohl ich mir die Show alleine angeguckt habe, hatte ich eine unglaublich schöne Zeit in dem dunklen Zelt am Ende vom Festivalgelände.

Noch vor Ende der Show jedoch entschied ich mich wieder zurück in mein Camp zu gehen. Dort angekommen waren auch meine Freunde alle schon wieder in ihren Campingstühlen. Nun hieß es für mich: warten. Warten auf den Anruf, dass ich mich langsam hinter die Bühne begeben sollte. Warum? Wer meinen Blog schon einige Zeit verfolgt weiß, dass ich den letzten sommer mit Kraftklub verbracht habe - jedoch nicht wie bei The NBHD in Form von hinterherreisen - ich war Teil der Show und bin gemeinsam mit der Chemnitzer Band aufgetreten. Das sollte auch dieses Jahr so sein und für mich begann der Sommer mit eben dieser Show, auf meinem Lieblingsfestival, auf der Mainstage. Gegen Nachmittag kam der Anruf und ich machte mich auf den Weg, brachte meine Klamotten für die Show weg und ging wieder auf das Gelände, um mich dort mit meinen Freunden zu treffen, die am Freitag bereits auf dem Southside aufgetreten waren. Wir holten uns was zu essen und machten uns auf den Weg zur Red Stage, um uns Chefket anzugucken. Wir schauten uns die Show an, wobei wir den größten Teil damit verbrachten Fotos zu machen und über die Southside Show zu reden, bevor wir uns wieder auf den Weg hinter die Bühne machten um uns für den Auftritt auf meinem Lieblingsfestival vorzubereiten.

Quelle: Hurricane Festival Facebook Seite 
Um 20:15 Uhr hieß es dann Stage Time und als wir auf die Bühne kamen konnte ich meinen Augen kaum trauen. Ich blickte in eine riesengroße Menschenmenge und stand selber beim Hurricane Festival, welches ich seit Jahren regelmäßig besuche, auf der Bühne und durfte mit Kraftklub auftreten. Insgesamt hatten wir 75 Minuten Stage time. 75 Minuten voll Power sowohl auf als auch vor der Bühne. Es war deutlich zu merken, dass der Großteil der Menschen wegen Kraftklub gekommen war. Überall wurden irgendwelche Plakate hochgehalten und schon den gesamten Tag über waren mir Menschen mit Merchandise entgegen gelaufen. Auch die Stimmung spiegelte das wieder. Lautstark hallten uns die Songtexte von der anderen Seite der Bühne aus entgegen, immer wieder öffneten sich riesengroße Kreise und Moshpits, in denen die Menschen ihre gesamte Energie raus ließen. Es war ein unglaubliches Gefühl und 75 Minuten, die ich niemals vergessen werde. Total verschwitzt und außer Puste endete das Konzert dann sowohl für mich als auch für die Band und das Publikum. Wir gingen von der Bühne runter, das Publikum jubelte noch einige Zeit und ich machte mich bereit für das aller letzte Konzert des gesamten Festivals und einen der Hauptgründe, warum ich mich so sehr auf dieses Jahr gefreut hatte: die Arctic Monkeys.

Die Band aus Sheffield in England hat bereits vor mehreren Jahren mein Herz erobert. Leider sind sie auf ihrer letzten Tour, vor einer unendlich langen Pause, nicht nach Hamburg gekommen, weshalb ich ungeduldig bis dieses Jahr warten musste, um sie endlich zu sehen und mir einen Traum zu erfüllen. Ich hab die Briten bereits im Mai in Berlin gesehen (leider habe ich es zeitlich nicht geschafft darüber zu berichten) und war komplett sprachlos von der Show, die sie mir damals geboten hatten. Die Columbiahalle war damals gefüllt mit Menschen aus ganz Europa die für die erste Show nach der Pause angereist waren. Der Raum war stickig und warm, überall wurden Bierduschen verteilt und Moshpits eröffnet. Natürlich lies ich es mir auch dieses Mal nicht verbieten, mir die Show anzugucken und so ging ich zum ersten Ton der Musik raus ins Publikum, nahm meine Freunde mit und schaute mir die Show an. Wie auch in Berlin, fing die Show mit einem meiner Lieblingssongs des im Mai erschienenen Abums "Tranquility Base Hotel + Casino" an, nämlich mit Four Out of Five. Ich wusste, jetzt konnte es nur noch besser werden. Das neue Album der Band ist eher ruhig und so überraschte es mich nicht, dass die Setlist, sowohl in Berlin als auch auf dem Hurricane aus vorwiegend alten Liedern bestand, die einen eher rockigen Touch in die Show der Band brachten. Und so gab es für mich während des Konzertes kein Halten mehr. Egal ob alte oder neue Lieder. Ich schrie die Texte in die Luft und hüpfte dazu wie ein kleines Kind auf und ab. Besonders Lieder wie 505, Cornerstone, Pretty Visitors und I Bet You Look Good On The Dancefloor holten das Fangirl in mir heraus, welches sich als junger Teenager in die Band verliebt hatte. Von Anfang bis Ende genoss ich die Show und lies all meine Energie und Liebe raus. Auch meine Freunde, die eigentlich nicht so große Fans der Band sind, konnten sich das Tanzen nicht verkneifen und so eröffneten wir unseren eigenen Tanzkreis, bevor sie wieder abreisen mussten und ich alleine dort blieb. Bis zur aller letzten Sekunde tanzte ich durch die Gegend und machte mir das letzte Konzert des Abends zum schönsten Konzert des Festivals.

Wie die Tage zuvor machte ich mich danach komplett fertig und müde auf den Weg zurück ins Camp, wo ich noch eine halbe stunde mit meinen Freunden zusammen saß bevor ich mich in meinen Schlafsack legte und ein letztes Mal für dieses Jahr dort einschlief. Es waren mal wieder drei unvergessliche Tage und schon vor meiner Abreise am nächsten Tag kam in mir die Vorfreude auf das Hurricane 2019 auf, welches hoffentlich wieder so gut wird, wie die letzten Jahre. 


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