Eminem - der Rap-Gott in Hannover

Eminem. Jeder kennt ihn, jeder kennt seine Musik und (fast) jeder liebt ihn. Der US-Amerikanische Rapper, der auch als Slim Shady bekannt ist bringt die Menschen, da wo er auftaucht, mit seinem Talent zur Sprachlosigkeit. Ob es nun seine Texte sind oder die Schnelligkeit mit der er diese teilweise aus seinem Mund fließen lässt. Es ist nun schon gut 16 Jahre her, dass Eminem das letzte Mal in Deutschland die Bühne betreten hat und gestern (10.07.2018) durfte ich, gemeinsam mit rund 75.000 anderen Menschen, live bei seinem einzigen Deutschland Konzert dabei sein, welches innerhalb von wenigen Minuten ausverkauft war. Und nicht nur das; eine Freundin hat mir kurz vor dem Konzert ihre Front Of Stage 1 Karte überlassen und ich konnte mir meinen Traum Eminem zu sehen, aus ganzer Nähe in Erfüllung gehen lassen. 


Nachdem wir stundenlang im Regen standen und uns die zwei Support Acts angeguckt hatten, fuhr auf der Bühne ein weißer Bettlaken-ähnlicher Vorhang hoch, sodass wir von dem Umbau auf der Bühne nichts mitbekamen. Es dauerte eine gefühlt eine halbe Ewigkeit bis die Musik aus den Lautsprechern ausging und die Bildschirme an den beiden Bühnenseiten angingen. Auf einmal wurden auch die Boxen laut und auf den großen Screens lief Eminem als Riese durch die nächtlichen Straßen einer Großstadt. Nachdem er sämtliche Autos, Häuser und Helikopter zerstört hatte richtete sich der Riese Eminem direkt an uns, zeigte den Mittelfinger direkt in die Kamera und der Vorhang fiel. Gemeinsam mit dem Fallen des Vorhangs machte auch mein Herz eine kurze Pause und mein Mund ging vor lauter Staunen weit auf. 

Vor mir bot sich ein riesiges Bühnenbild mit zwei Screen-Säulen außen von der Stage und einem riesigen Screen im hinteren Teil der Bühne. Gemeinsam stellten sie eine total zerstörte Stadt dar - mit rauchenden und brennenden Gebäuden, eingeschlagenen Fenstern und einem weiten Blick in die Ferne, in der man noch mehr Verwüstung gesehen hat. Doch nicht nur das Bühnenbild haute mich bereits in den ersten paar Minuten um. Denn nachdem ich mich kurz auf der Bühne orientiert hatte und Eminem gefunden hatte, der bereits wild hin und her lief während er die Show mit den Songs "Medicine Man" und "Won't Back Down" eröffnete, fiel mir auf, dass er nicht alleine gekommen war. Begleitet wurde der US-Amerikaner von einer Liveband bestehend aus 13 Leuten inklusive Streichergruppe und einem DJ und einem Rapper. Dazu stieß dann bereits im ersten Song noch ein Feuerwerk oben aus der Bühne. Eine Reizüberflutung der ersten Klasse lieferte Eminem damit schon in den ersten 5 Minuten. Und so sollte es auch weiter gehen. 

Eminem zeigte sich von seiner besten Seite in Hannover und schien es selber kaum zu glauben, dass er nach so langer Zeit wieder auf der Bühne steht. "Es ist nun schon gut 16 verdammte Jahre her, dass wir bei euch waren! Habt ihr uns auch so vermisst?". Mit diesen Worten wendete sich der erfolgreichste Rapper unserer Zeit kurz nach Show-Beginn an die 75.000 Menschen vor ihm. Aus dem Publikum stieß sofort lautes Jubeln, denn natürlich hatten ihn die Fans im Publikum die letzten 16 Jahre mindestens doppelt so sehr vermisst. Die Stimmung im Publikum ist von Beginn an unglaublich energiegeladen gewesen. Die Menschen um mich herum schrien die Lyrics laut mit, zeigten ihre Mittelfinger zu Liedern wie "Just Don't Give a Fuck" in die Luft, jubelten und klatschten in jeder ruhigen Sekunde, die mal aufkam. Aus der Bühne schoss immer mal wieder ein Feuerwerk hoch und Eminem sprang weiterhin in seinem blauen Trainingsanzug und mit Kapuze auf über die Bühne, als wenn er nie etwas anderes gemacht hätte. 

Doch eines war an dem Abend in Hannover deutlich zu merken: die Stimmung im Publikum wurde vor allem von den alten Liedern kontrolliert die das Konzert zu dem machten, was es am Ende war. Denn gerade für seine letzten Veröffentlichungen und das vor kurzem veröffentlichte Album "Revival" bekam Eminem schon zur Veröffentlichung deutlich Kritik, sowohl von Fans als auch von der Musikpresse. Auch gestern Abend war dies deutlich zu spüren, denn als der Rapper Mr. Porter, der mit Eminem gemeinsam auf der Bühne stand, das Publikum fragte, welche Alben sie denn besitzen würden, hob nur ein kleiner Teil bei dem Namen "Revival" die Hand und jubelte kurz auf. Zu viele Features, zu viel Pop und zu wenig Rap hätte das Album beinhaltet. Slim Shady wäre auf dem Album nicht mehr Slim Shady. Aber das hielt Eminem nicht davon ab auch ein paar neue Lieder zu spielen, wie "Walk on Water", welches er gemeinsam mit Skylar Grey performte. 

Insgesamt 28 Lieder standen auf der Setlist von Eminem, die er jedoch leider in einem olympiareifen Tempo durch-rappte und teilweise nur bis zur Hälfte spielte, bevor er zum nächsten Song überging. Doch die Stimmung litt, zumindest während des Konzertes, nicht daran. Eminem hat in seiner Laufbahn als Rapper unglaublich viele verschiedene Lieder veröffentlicht, die alle ihre eigene Geschichte erzählen und es verdient hätten auf so einer großen Bühne gespielt zu werden. Und Eminem hat es geschafft innerhalb von 90 Minuten Show so viele Songs wie mögliche auf die Bühne zu bringen. Kritiker würden jetzt wahrscheinlich wieder sagen, dass er auch hätte länger spielen können, doch ich als Fan muss sagen: mir war während des Konzertes alles egal, denn ich hatte das bekommen, worauf ich seit Jahren sehnlichst gewartet habe: ein Eminem Konzert. Meine Emotionen habe ich bis jetzt noch nicht komplett sortieren können. Immer wieder schweife ich ab und gucke mir die Fotos und Videos von gestern an, wünschte es wäre nicht so schnell vergangen und versuche dabei nicht anzufangen zu weinen. 

Zum Ende der Show hin hat Eminem noch einmal alles gegeben und powerte seine größten Erfolge, unter anderem "My Name Is", "The Real Slim Shady" und "Not Afraid" durch, während das Publikum nicht fassen konnte, was gerade passierte. Gemeinsam mit der Band, dem DJ und dem weiteren Rapper auf der Bühne wurden die letzten paar Minuten der Show zu einer emotionalen Achterbahnfahrt. Geigen begleiteten den Rapper und im Hintergrund hörte man einen starken Beat gemeinsam mit einem Klavier. Langsam aber sicher wurde auch die Stadt auf den Screens, die höchstwahrscheinlich Detroit darstellen sollte, immer dunkler und neigte sich dem Ende. Als die Lichter ausgingen, bedankte Eminem sich nochmal und mit den letzen Tönen von "Not Afraid" verließ er die Bühne. Der Screen verwandelte sich in einen klaren Sternenhimmel und beleuchtete die Bühne, während die Band das Instrumental des Liedes für einige Sekunden weiterspielte. Es war ein reines Spektakel und verschlug nicht nur mir die Sprache, sondern auch allen um mich herum. 

Zu guter letzt kam dann als Zugabe auch sein Song "Lose Yourself", der als Soundtrack zu seinem Film 8-Mile genutzt wurde und bis heute einer der bekanntesten Songs des Rappers ist. Ein letztes Mal gaben noch einmal alle Alles, bevor Marshall Mathers endgültig von der Bühne verschwand, die Lichter wieder angingen und aus den Boxen leise Musik kam. Total verstrahlt versuchte ich irgendwie zu begreifen, was ich dort gerade gesehen hatte, dass ich nur durch Glück da vorne gelandet war und einer meiner größten Träume gerade in Erfüllung gegangen war. Langsam torkelte ich aus dem Wellenbrecher-Bereich raus und versuchte nicht hinzufallen. Ich war einer reinen Reizüberflutung ausgesetzt und wusste nicht, was ich tun oder denken sollte. Eminem war mit Abstand mein Konzerthighlight des Jahres 2018 und jetzt werde ich mich erstmal darauf konzentrieren müssen, diese Schow zu verarbeiten, ohne dabei zu verzweifeln. 

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1 Kommentare

  1. Die beste Partys sind im Partyzelte. Ich war in diesem Ort zweimal und finde es die beste in der Welt.

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