Eine große Show in einem kleinen Raum: Krafktlub im Uebel und Gefährlich in Hamburg, 30.10.2017

...Nachdem ich die lange Wartezeit in der Kälte am Dortmunder Hauptbahnhof mit Netflix und Musik überbrückt hatte, ging es für mich endlich wieder in meine geliebte Heimatstadt Hamburg. Die Fahrt dauerte ca. 5 stunden, die ich komplett mit schlafen verbrachte und gegen 7:30 Uhr morgens zogen die Häuserfassaden meiner Lieblingsstadt an mir vorbei und ein kleines Lächeln zog sich über meine Lippen. Ich war endlich wieder richtig zuhause und würde hier auch noch meine Lieblingsband in meinem Lieblingsclub sehen - dem Uebel und Gefährlich. Das Uebel und Gefährlich ist ein Club im Hamburger Schanzenviertel, in dem um die 1000 Menschen Platz finden. Der Club befindet sich in einem Bunker, neben dem Millerntorstadion, im obersten Stockwerk. Ich kam einen Tag vor dem Konzert an und als ich zuhause klingelte erwartete mich bereits Rike - eine Freundin, die ich diesen Sommer kennengelernt habe (sie hat auch einen Blog: http://schnieke-rike.de/). Ein wenig später stießen auch noch Melina und Ada dazu und wir verbrachten ein paar schöne Stunden/Tage in Hamburg, bevor es zum Konzert ging. 

Hamburg, 30.10.2017: Konzert 3 von 7 im Uebel und Gefährlich

Ada, Rike, Melina und ich machten uns, nachdem wir in einem Restaurant etwas gegessen hatten, auf den Weg zum Uebel und Gefährlich, wo uns bereits einige Meter vorher ein Haufen Menschen erwarteten, die noch nach Tickets für das nach wenigen Sekunden ausverkaufte Konzert suchten. Wir gingen durch ein Tor auf den Parkplatz und somit vor den Eingang vom Bunker und liefen an der langen Schlange vorbei zum Gästelisten Eingang, wo wir einige andere unserer Freunde trafen, die wir bereitseit August nicht mehr gesehen hatten (Erklärungen folgen im Post über das Konzert in Frankfurt). Kurz nachdem wir angekommen waren, kam auch meine Mutter am Bunker an, die ich als mein +1 mit auf das Konzert nahm. Meine Freunde und ich tranken noch ein wenig Pfeffi und Berliner Luft bevor, nach ca. 25 Minuten Warten, der Einlass begann und wir uns auf den Weg nach oben machten.Unsere Sachen hatten wir zu meiner Mutter ins Auto gebracht, was uns einiges erleichterte. 

Wir gingen zusammen rein, ließen uns unsere Karten geben und stiegen in den Fahrstuhl, der uns nach oben brachte. Als wir oben ankamen, mussten wir noch ein Mal unsere Eintrittskarten vorzeigen und dann ging es rein. Da wir nicht von Anfang an in der Menge stehen wollten, stellten wir uns auf die Erhöhung an der Seite. Während der Einlass noch lief, kauften Ada und ich noch Bier und gingen auf die Toilette, damit wir das Konzert genießen konnten, ohne uns zwischendurch durch die Menge quälen zu müssen. 

Nach einer guten Stunde gingen dann um 21 Uhr die Lichter aus und die Menge in dem kleinen Club jubelte laut, als Von Wegen Lisbeth auf die kleine Bühne kamen, auf der sie mit ihren vielen Instrumenten nur wenig Platz hatten. Wieder war das Publikum von Beginn an komplett dabei und zeigte viel Initiative beim Springen und Mitsingen. Von der Erhöhung auf der wir zu der Zeit noch standen, konnten wir das ganze Spektakel gut beobachten und während ich laut mit-sang wurde ich immer glücklicher doch noch die Chance bekommen zu haben, auf dieses Konzert zu gehen - und daschon bei der Vorband. Während der kurzen Show der Berliner Jungs entschieden wir uns dann schon früher in die Menge zu gehen und gingen nach unten zu Melina und fingen an zusammen mitzutanzen und zu singen. Bereits jetzt versprach das Konzert ein voller Erfolg zu werden. 

Als die Band ihr kurzes, aber mal wieder gutes, Set beendeten waren wir bereits am schwitzen. Die Lichter gingen wieder an und jetzt hieß es eine halbe Stunde lang warten. Da die Bühne und die Halle wesentlich kleiner waren als in den anderen Städten, fiel dieses Mal auch kein Vorhang vor die Bühne - es hing lediglich eine kleine Kraftklub Flagge hinter dem Schlagzeug. Die übliche Playlist begann zu spielen und meine Aufregung stieg. Nach einer halben Stunde ging erneut das Licht aus und die 5 Chemnitzer Jungs betraten die Bühne in dem kleinen Club ganz oben im Bunker. 

Anders als in Münster und Dortmund fing die Band nicht mit dem Song "Hallo Nacht" an sondern mit "Band mit dem K" - ebenfalls vom neuen Album "Keine Nacht für Niemand". Das Publikum war von Anfang an in guter Stimmung und bewegte sich zusammen durch den Club. Bereits zu der Zeit war die Mentalität im Raum eine ganz andere als bei den großen Hallenshows. Das Ganze war nicht nur persönlicher und irgendwie entspannter als bei den großen Konzerten - die Leute schienen auch deutlich motivierter durchzudrehen. Schnell lief mir der Schweiß von der Stirn, als ich mich mitten in der Menge im Moshpit wiederfand. Nachdem ich einen Tag Pause in Hamburg hatte, um ein wenig runter zukommen, war ich wieder bereit Vollgas zu geben. Von Beginn an war mir klar, dass diese Show meine Show werden würde und so konnte ich auch nicht davon aufgehalten werden, dass ich beim dritten Song - "Eure Mädchen" - mitten im Pit mit dem Fuß umgeknickt bin. Ich ging kurz zur Seite und sprang dann aber sofort wieder rein, überrumpelt vom Adrenalin, das in dem Moment durch meinen Körper schoss. 

Nach einer guten halben Stunde kompletten Durchdrehenkam dann wieder das berühmte Glücksrad zum Zuge. Ich stand in dem Moment wieder auf der Erhöhung bei meiner Mutter und gönnte mir und meinem Fuß ein bisschen Auszeit, während Felix im Publikum nach einer Person suchte, die an dem Rad drehte. Schnell fand sich jemand und ein kleiner Teil der Menge brach in lautes Gejubel aus, als Mascha, eine Freundin, die mit uns zusammen den Sommer mit Krafktlub verbrachte, auf die Bühne kam. Auch Felix schien sie zu erkennen und sagte nur "Ach, dich kennen wir ja", bevor sie am Rad drehte. Ich hoffte, dass das Rad bei dem "Koversong" stehen bleiben würde, da dieser der Einzige von dem Rad war, den ich noch nicht live gehört hatte. Und tatsächlich blieb das Rad genau dort stehen, wo ich es mir erhoffte. Zu meiner Überraschung, und zu der von allen anderen im Raum, ergriff Till, der Bassist der Band, das Mikrophon und holte einen Zettel raus. Nachdem Felix die Intro-Rede des Liedes "Ich liebe dich" von Clowns und Helden beendete, fing Till an zu singen und dabei die Lyrics vom Zettel abzulesen. Das Publikum ging total mit und die Band hatte ersichtlich Spaß auf der Bühne und das Cover sollte nicht die einzige Überraschung des Abends bleiben. 



Nachdem die Band "Fan von Dir" gespielt hatte und ich bereits wieder in der Menge stand, machte Felix eine Ansage bezüglich dessen, dass das Konzert innerhalb weniger Sekunden ausverkauft war. Alle Leute, die also auf diesem Konzert waren, wollten unbedingt dort hin und hatten sich damals um 23:59 Uhr vor ihre Computer gesetzt und in Sekundenschnelle diese Tickets gekauft. Plötzlich schallten die ersten Töne eines ganz alten Liedes der Jungs aus den Lautsprechern. Ich glaubte meinen Ohren kaum, als die Band tatsächlich "Schlagerstars" spielte. Nun hatten sie das Publikum komplett gepackt und das Hüpfen ging jetzt erst richtig los. Während dieseSongs fand ich mich in allen möglichen Ecken des Clubs wieder. Mal vorne, mal weiter hinten, dann links und dann rechts und schließlich wieder vorne in der zweiten Reihe. 

Bereits komplett schweißgebadet erwarteten mich noch eine ganze Menge an Liedern, die ich teils alleine verbrachte, weil ich alle meine Freunde verloren hatte und teils mit allen zusammen. Es war heiß und schwitzig. Laut und aufregend. Unglaublich. Besonders das "Schrei nach Liebe"-Cover mit Von Wegen Lisbeth war wieder eines meiner persönlichen Highlights der Show. Doch auch der Rest des Konzertes war ein einziges Wunder - die Stimmung unglaublich gut und immer leicht erhitzt. Alle gingen zusammen auf und ab, schwitzten zusammen und hatten gemeinsam Spaß. Es wurde laut gegrölt und exzessiv gesprungen. Ich fühlte mich total am Ende doch auch bereit immer weiter zu machen und noch stundenlang in der nassen, stickigen Menge zu verbringen. Nach gut 1 1/2 Stunden verließ die Band die Bühne und das Publikum rief fordernd nach einer Zugabe. Die sie auch bekamen. Für die drei Lieder "Karl-Marx-Stadt", "Randale" und "Songs für Liam" kam die 5-köpfige Band wieder auf die Bühne. 

Für diese letzten drei Lieder gaben sowohl Publikum als auch Band alles. Ein letztes Mal wurde gesprungen, gesungen und getanzt. Ein letztes Mal wurde der Raum in eine immer wärmer werdende Sauna verwandelt, in der sich zum Ende hin alle auszogen. Wie immer bei "Songs für Liam" zog ein Großteil der Leute die T-Shirts aus und auch ich zog zum ersten Mal auf einem Kraftklub Konzert, zusammen mit Ada, mein komplett durchnässtes T-Shirt aus. Als ich das Wischmop ähnliche Shirt endlich ausgezogen und mein Körper ein wenig atmen konnte, war ich wieder bereit ein letztes Mal für den Abend alles zu geben und meine letzte Kraft für daSpringen und T-Shirt-Wedeln im Uebel und Gefährlich zu nutzen. Das Publikum sang im Chor mit und wedelte wie wild mit Klamotten rum, während die letzten Töne aus den Boxen vor der Bühne kamen. 

Nachdem das letzte Lied vorbei war und die Lichter wieder angingen trafen wir uns alle, die einen halbnackt, die anderen noch komplett angezogen, wieder bei meiner Mutter, bei der ich meine Sachen gelassen hatte. Der Raum leerte sich nach und nach, ich ging nochmal auf die Toilette und dann verabschiedeten auch wir uns von dem kleinen Club im Bunker und der wahrscheinlich besten meiner 7 Kraftklub Shows. Mit einem weinenden und einem lächelnden Auge verließ ich den Raum und lief runter zum Auto meiner Mutter, wo ich meine Wechselklamotten anzog und Wasser in mich hineinlaufen ließ.  

Bereits vor der Show war mir klar, dassich dieses Konzert von allen anderen unterscheiden würde und meine Erwartungen an meine bisher kleinste Kraftklub Show wurden sogar noch übertroffen. Da ich bei den letzten Touren der Band immer im Ausland war, bot sich mir leider nie die Chance sie in einem solch kleinen Club zu sehen und ich bin umso glücklicher, dass ich das dieses Jahr nachholen konnte. 

Das Konzert im Uebel und Gefährlich war nicht nur unglaublich klein, heiß und schwitzig, es war auch von der Stimmung her total anders als alle Kraftklub Konzerte, die ich davor erlebt habe. Die Leute hatten Bock und das hat man klar und deutlich gemerkt. Von Anfang bis Ende war ich der glücklichste Mensch auf Erden und auch, wenn mein Fuß immer noch schmerzt und ich zwischendurch kaum Luft bekommen habe, würde ich alles wieder genauso machen. 

Als nächstes erwarteten mich nun das Konzert in der Hamburger Sporthalle (die schlimmste Halle in Hamburg) und das in Berlin. Doch erstmal musste ich ausschlafen...

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