Keine Nacht für Frankfurt, 04.11.2017: Mit der Lieblingsband auf einer Bühne

...Am nächsten Morgen ging es schon relativ früh für mich los auf eine lange Fahrt nach Frankfurt. Frankfurt würde das letzte Konzert der Tour sein und auch das aufregendste. Wer meinem instagram Account folgt weiß wahrscheinlich, dass sich bereits mein diesjähriger Sommer viel um Kraftklub gedreht hat, da ich mit ihnen auf Tour war. 

Kurz nach meinem Geburtstag im April hatten die Jungs einen Aufruf gestartet, in dem sie nach Leuten gesucht haben, die für den Festivalsommer Teil ihrer Gäng werden wollen. In dem Aufruf hieß es, man soll körperlich fit sein und ein wenig Rhythmusgefühl haben. Da ich mehrere Jahre getanzt habe, dachte ich, ich versuche es einfach mal und bewarb mich. Nachdem ich ein Tanzvideo abgeschickt hatte wurde ich zusammen mit fast 80 anderen Menschen nach Berlin eingeladen, wo es dann hieß: Wir gehen einen Sommer lang mit Kraftklub auf Tour - als Tänzer. Vor uns lagen drei Wochen hartes Training in Berlin, von denen aus es direkt los ging auf die Festivals Deutschlands. Unter anderem standen wir auf den Bühnen von Rock am Ring und dem Deichbrand Festival (weshalb es zum Rock am Ring dieses Jahr leider keinen Bericht von mir gab). Es war eine unglaublich aufregende Zeit, in der ich super tolle Leute kennengelernt habe, die ich nun in Frankfurt wiedersehen würde. 

Nachdem ich nämlich in Münster auf dem Konzert war erreichte mich am nächsten Morgen eine E-Mail von der Crew von Kraftklub, die an alle Tänzer gerichtet war. Für das letzte Konzert der Tour - auch bekannt als Streichetag - kam bei der Crew die Idee auf noch ein Mal so viele von uns Tänzern wie möglich anzuheuern und die Band auf der Bühne zu überraschen. Da ich sowieso geplant hatte zu dem Konzert in Frankfurt zu gehen, sagte ich sofort zu. Nun hieß es absolute Geheimhaltung - also Ausreden dafür ausdenken, wieso ich mein Ticket für die Show verkaufte, aber trotzdem noch auf das Konzert gehen würde. Bei jedem anstehenden Konzert konnte ich mir bei dem Song, bei dem wir auf die Bühne kommen würden, das Lachen nicht verkneifen, weil ich mich so auf die Gesichter der fünf Jungs freute. 

Ich machte mich also morgens auf den Weg und kam gegen Mittag bei Rike - eine Freundin, die ich während des Sommers kennengelernt hatte - an. Die anderen von uns waren ebenfalls bereits da. Wir machten uns was zu essen, tranken ein Glas Wein und machten uns auf den Weg zur Festhalle Frankfurt, in die über 13.000 Menschen passen. Als wir an der Halle ankamen mussten wir erstmal unsere Kontaktperson von Landstreicher Booking erreichen, da wir einige Minuten später am Treffpunkt ankamen als die Mehrheit der Tänzer. Die Band wurde in der Zwischenzeit abgelenkt, damit wir in Ruhe in die Halle gehen konnten. Als wir unsere Ansprechpartnerin gefunden hatten, gingen wir gemeinsam rein und nach oben in unseren Aufenthaltsraum. Der Backstage war unten, sodass keine Gefahr bestand, dass wir der Band über den Weg laufen würden. Der Einlass hatte gerade begonnen - es waren also noch gut zwei Stunden, bis Von Wegen Lisbeth das Konzert und Publikum einheizen würden. In diesen zwei Stunden hieß es für uns proben. Die Bühne war anders als auf den Festivals. Wesentlich kleiner und anders bestückt. Immer wieder übten wir, wie wir uns zu stellen hatten - bis das Konzert anfing. (Ich habe während des Konzertes nur sehr wenig Bilder gemacht, weshalb ich hauptsächlich Fotos vom Festivalsommer hochladen werde)


Samstag, 04.11.2017: Konzert 7 von 7 in der Festhalle Frankfurt
Mit der Lieblingsband auf einer Bühne

Als wir hörten, wie die erste Töne von Von Wegen Lisbeth durch die Halle schallten, und auch bei uns im Aufenthaltsraum ankamen, hieß eschnell sein. Wir ließen all unsere Sachen oben, gingen nochmal auf Klo und liefen dann - möglichst unauffällig, da Kraftklub ebenfalls in der Halle rumliefen - runter in die Festhalle. Absolut glücklich und aufgeregt hüpften und tanzten wir wie wild in der Gegend rum und schrien die Texte von Von Wegen Lisbeth durch die Gegend. Da wir ziemlich seitlich raus kamen, hatten wir genug Platz zum tanzen, ohne, dass wir jemanden belästigten. Mitten während der Show ging auf einmal das große Kreischen im Publikum los. Alle Frauen im Saal rasteten aus und als ich auf die Bühne guckte erklärte sich mir sofort wieso: Auf der Bühne war ein Stripper. Streich Nummer 1. Von Wegen Lisbeth wussten natürlich nichts davon und ein Lachen konnten sie sich trotz aller Professionalität auch nicht verkneifen. Ich persönlich bin überhaupt kein Fan von Strippern, fand die Aktion von Kraftklub jedoch trotzdem sehr amüsant. Die Band wurde von allen Seiten angetanzt, wie esich für einen Stripper gehört. Und während die Frauen im Publikum immer lauter zu jubeln schienen, legten Von Wegen Lisbeth wie immer eine super Show hin und brachten den vollen Saal zum tanzen. 

Nach der Vorband hieß es dann für unschnell wieder nach oben zu laufen und uns umzuziehen, da wir bereits beim zweiten Song auf der Bühne stehen mussten. Wir begaben uns also auf den Weg zurück nach oben, der uns an den Toiletten und den Türen nach draußen in den Raucherbereich vorbeiführten. Natürlich ließ esich dabei nicht vermeiden, die Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen, als wir in das Treppenhaus rein gingen. Immer wieder ging die Tür ins Treppenhaus auf und Leute versuchten uns nach zu laufen oder fragten uns, wo wir denn hingehen würden. Wir schüttelten sie wieder ab und gingen nach oben, wo wir uns in unsere Outfitschmissen. Wir würden zu dem Song "Fenster" auf die Bühne laufen und ihn wie bei den Festivals performen, das hieß: Von allen Seiten der Bühne würden wir auf die Bühne laufen und uns langsam zu unseren Positionen begeben, bevor wir alle einfach umkippen und wie Tote auf der Bühne liegen würden. Wir zogen uns um und tranken alle noch einen ordentlichen Schluck wasser. Als Kraftklub dann das erste Lied in der Halle anstimmten, mussten wir leise nach unten laufen. 

Wir waren ca. 40 Leute, die alle in den gleichen Klamotten wie die der Band das Treppenhaus möglichst leise runterliefen und uns dann so schnell, leise und unauffällig wie möglich hinter die Bühne begeben mussten. Es ging in die Halle rein und am Publikum vorbei. Unauffällig sind wir dabei natürlich nicht geblieben. Hinter der Bühne angekommen, liefen wir an der Crew vorbei die bereits alle ein breites Grinsen im Gesicht hatten, als wir ankamen. Die Vorfreude stieg und ich war gespannt, wie die Band mit unserem plötzlichen Erscheinen auf der Bühne umgehen würden. Während der letzten Sekunden von "Hallo Nacht", dem ersten Song auf der Setlist, positionierten wir uns bereits unauffällig hinten an den Seiten der Bühne, um dann ab Beginn von Fenster auf die Bühne zu laufen. Meine Freude durfte ich mir in dem Moment nicht anmerken lassen. Mit einem neutralen, ja fast schon leeren Gesichtsausdruck liefen 40 Menschen auf die Bühne - die Band war sichtlich verwirrt und ein Schmunzeln konnten sie nicht verbergen. Trotzdem machten sie wie gewohnt, professionell weiter und ließen sich nicht aus dem Konzept bringen.

Als wir alle an unseren Positionen angekommen waren starrten wir die Jungs noch ein paar Sekunden lang an - wobei Felix kurz ins Mikrophon lachte - bevor wir uns alle auf den Boden der Bühne fallen ließen. Ab der Bridge mussten wir dann wieder voll da sein und uns langsam aufrichten und in die gewohnte Formation bringen, um im Takt zu headbangen. Felix hatte sich bereits hinter uns positioniert, als wir uns im Kreis drehten und in mehreren Reihen, wie ein Block, in verschiedene Höhen fielen und mit dem Headbangen anfingen und uns während des letzten Taktes alle in Felix seine Richtung drehten und ihn anguckten. Wie nach jedem Song jubelte das Publikum und nun konnten auch wir endlich jubeln und klatschen, als Felix uns fragte, was wir denn auf der Bühne machen würden, bevor er den Streichetag erklärte und noch kurz etwas zum Festivalsommer sagte. Gemeinsam gingen wir alle von der Bühne runter ins Publikum, um uns den Rest von dem Konzert anzugucken. 


Die restliche Show verbrachte ich in einem absoluten Adrenalinrausch. Zusammen mit einigen meiner besten Freunde, die ich während der Festivals kennengelernt hatte, habe ich mir meine rote Jacke um das weiße Poloshirt gebunden und begann zu tanzen, als wenn es kein Morgen mehr geben würde. Wir tanzten wie wild an der Seite vom Publikum rum, riefen die Texte durch die Gegend und interessierten uns für nichts anderes als den Moment. Von der Seite bekamen wir ab und zu ein paar komische Blicke - was eventuell auch daran lag, dass wir ca. 20 Menschen im gleichen Outfit waren - aber die nahmen wir gar nicht mehr wahr. Meine Müdigkeit und Schmerzen, die ich durch die letzten sechs Konzerte eigentlich überall hätte spüren müssen, waren mir egal. Es war das letzte Konzert der Tour und esollte auch das Beste werden. Wir starteten einen Moshpit nach dem anderen, tanzten einzelne Schritte der Choreos vom Sommer nach und ließen uns komplett gehen. 

Auf der Bühne wurde der Band derweil der ein oder andere weitere Streich gespielt; zum Beispiel wurde das Glücksrad bearbeitet, sodass es nicht damit aufhörte sich zu drehen. Während Felix seine übliche Ansprache hielt und sich mit dem Gast aus dem Publikum unterhielt, der an dem Abend das Rad drehen durfte, hörte dieses nicht damit auf sich zu drehen. Felix hatte das zuerst gar nicht gemerkt und ging einfach nur davon aus, dass der Fan auf der Bühne besonderstark gedreht hatte - bis es immer weiter und weiter ging. Daraufhin durfte sich die Person, die das Rad gedreht hatte, einen Song wünschen und ich bekam endlich wieder meinen Lieblingssong zu hören - "Irgendeine Nummer". Ich ließ einen lauten und etwaschrillen Schrei aus mir heraus bevor ich damit anfing wie wild in der Gegend rum zu springen. Nun war das Konzert perfekt. Ich war dort mit den besten Leuten, mit denen ich es mir hätte vorstellen können, war noch ein Mal auf der Bühne mit Kraftklub und durfte auch noch meinen Lieblingssong live hören und der Abend sollte sogar noch besser werden. 

Während der nächsten Songs ging es bei uns genau so weiter, wie auch schon zuvor: mit absoluter Energie und vollem Ausrasten. Bei den ruhigeren Liedern lagen wir uns alle in den Armen und über mein Gesicht liefen einige Tränen. Ich konnte nicht fassen, dass die Tour so schnell vorbei war. Auch wenn ich das bereits von The NBHD gewohnt sein sollte, ist es immer wieder überraschend, wie schnell die schönen Dinge im Leben vorbei sind. Ich genoss jeden Moment meiner letzten Show und wollte noch gar nicht an das Ende denken. Am liebsten hätte ich den Abend im Loop laufen lassen. 

Als es dann Zeit für dass allabendliche Cover zusammen mit Von Wegen Lisbeth war, wartete die nächste Überraschung auf uns. Anstatt wie immer einfach "Schrei nach Liebe" von den Ärzten zu Covern, fingen die Jungs der Vorband damit an, in äußerst schlechtem Spanisch "Despacito" zu performen. Dasorgte für ein großes Gelächter sowohl auf der Bühne als auch davor, im Publikum. Auf einmal mischten sie noch ein Snippet aus "Verpisst Euch" von K.I.Z. mit rein und dasorgte dann für den ultimativen Ausraster bei uns. Zusammen sprangen wir auf und ab und schrien die Lyrics durch die Gegend. Das eigentliche Cover von den Ärzten kam aber trotzdem nicht zu kurz und wurde nach der kleinen Überraschung auch noch performt. Danach kamen noch die Highlights 500k und der Publikumschor von "Chemie Chemie ya" bevor es auf die B-Stage ging. 

Einige meiner Freunde entschieden sich dafür, kurz aus der Halle raus zu gehen um eine Zigarette zu rauchen. Also machten wir uns in einer etwas kleineren Gruppe auf den Weg nach hinten zur B-Stage. Da wir ganz außen standen war das für uns kein Problem und wir besorgten uns einen Platz mit perfekter Sicht auf die zweite Bühne und noch genug Platz zum tanzen. Wie immer war die hintere Bühne der Ort für "Schüsse in die Luft" und "Randale". Während wir also wieder komplett durchdrehten und gemeinsam einige Schritte der Festival Choreos tanzten, fuhr die Bühne hoch, die den letzten Streich der Show offenbarte. Auf allen vier Seiten der Bühne waren mit Tape Sprüche aufgeklebt, die gegen jeden aus der Band gingen - z.B. "Till stinkt" oder "Max kann nur bis 4 zählen". Natürlich sorgten diese Sprüche wieder für ordentlich Gelächter bei allen. In diesem Moment war ich wieder super dankbar dafür, dass ich dort sein durfte und das alles miterleben durfte. Ich war glücklicher als je zuvor auf der Tour und erlebte in Frankfurt mit Abstand die beste Show des Jahres. Die letzten Lieder, ob auf der B-Stage, oder vorne auf der Bühne, schmerzten zwar, weil ich wusste, dass es die letzten für dieses Jahr sein würden, aber machten mich auch zum absolut glücklichsten Menschen. 

Am Ende des Konzertes war ich traurig, dass die Tour vorbei war und während mir wieder einige Tränen über mein Gesicht liefen und meine Freunde mich in den Arm nahmen, war ich trotzdem auch unglaublich dankbar für alles, was ich erleben durfte. Es war nicht nur die Kraftklub Tour, die mein Konzertjahr perfekt machte, sondern das Gesamtpaket - angefangen mit dem besten Festivalsommer meines Lebens, auf dem ich unglaublich tolle Menschen kennen lernen durfte. Gemeinsam liefen wir alle komplett durchnässt nach oben in den Aufenthaltsraum, wo eSekt, Pizza und ein Plakat vom Konzert für uns gab. 

Kurz nachdem wir oben angekommen waren, uns umgezogen hatten und wieder runtergefahren waren, wurden wir dann von der Band auf die Tourabschlussparty unten im Backstage Bereich eingeladen. Ich wechselte noch kurz meine Schuhe und packte meine Bauchtasche, bevor wir runter gingen und gemeinsam mit Kraftklub, Von Wegen Lisbeth, der Crew und vielen anderen tollen Menschen den Abschluss der Tour bis in die Morgenstunden feierten. Als wir dann wieder die mittlerweile leere Festhalle betraten, um unsere Sachen zu holen und zurück zu Rike zu fahren, fing bei mir bereits die Freude auf die nächsten Kraftklub Konzerte im Frühjar an... 

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